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Mangel an Wohnraum für viele gesellschaftliche Gruppen

Susanne Syren von der Gruppe „Aktiv für Flüchtlinge“ und Initiatorin der Veranstaltung erläutert die Anliegen des Bündnisses für Wohnen, während Ingo Huber von der Wohnungslosenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie im Hintergrund das „Häusle“ baut.

BAD KREUZNACH. Beschränktes Wohnungsangebot und steigende Mieten – davon können viele ein Lied singen. Besonders aber diejenigen, die mit schmalem Geldbeutel und unter schwierigen Rahmenbedingungen auf dem Wohnungsmarkt unterwegs sind. 

Im „Bündnis für Wohnen Bad Kreuznach“ haben sich Vereine und Einrichtungen zusammen getan, die regelmäßig für ihre Klientel bezahlbaren Wohnraum suchen. Die Gruppe „Aktiv für Flüchtlinge“ des Ausländerpfarramtes, der Trägerverein „Treffpunkt Reling“, der Verein „Frauen helfen Frauen“ sowie die Geschäftsfelder Wohnungslosenhilfe und Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie trugen gemeinsam ihre Forderungen nach bezahlbarem Wohnraum Mitgliedern sowie Bewerberinnen und Bewerbern unterschiedlicher Parteien für den Bad Kreuznacher Stadtrat vor. 

„Wir müssen an einem Strang ziehen“, betonte Susanne Syren von der Gruppe „Aktiv für Flüchtlinge“, die gemeinsam mit Doris Häfner-Kairo von der Wohnungslosenhilfe die Gäste begrüßte. Die Gruppenvertreter/-innen zeigten, dass alle Betroffenen, gleich ob Flüchtlinge, von Gewalt bedrohte Frauen, Wohnungslose oder alleinerziehende junge Mütter mit ähnlichen Problemen zu tun haben, sobald sie die jeweiligen Einrichtungen verlassen wollen: „Die Menschen wollen und müssen raus, aber finden keinen geeigneten Wohnraum“, berichtete Kornelia Spiegel von der Stiftung kreuznacher diakonie über junge Mütter mit kleinen Kindern. Das Wohnraumproblem führe zu Rückschritten in der Verselbständigung und blockiere zudem Plätze in der Jugendhilfeeinrichtung. Für die Arbeitsgruppe „Aktiv für Flüchtlinge“ präsentierte Syren einige Zahlen: 158 Wohnungsgesuche für insgesamt 455 Menschen liegen derzeit für Flüchtlinge vor, fast zwei Drittel davon möchten in die Stadt. Für die Wohnungslosenhilfe präsentierte Ingo Huber einen Kurzfilm, der das Leben wohnungsloser Menschen dokumentierte und die Wichtigkeit von menschenwürdigem Wohnraum aufzeigte. 

Um die Problemfelder anschaulich darzustellen, betätigten sich die Initiatoren bei der Veranstaltung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus als Häuslebauer und errichteten ein Haus mit Forderungsbausteinen aus Kartons. Zu jedem der Anliegen konnten sich die Politiker äußern. Dissens hinsichtlich der Anliegen gab es zwischen den Sprecher/-innen überwiegend nur in Detailfragen; Lösungen für die schwierigen Fragen nach bezahlbarem Wohnraum gab es jedoch auch nur wenige. So herrschte grundsätzlich Einigkeit in der Forderung, die Höhe der angemessenen Wohnkosten, die im Rahmen des sogenannten Hartz-IV-Bezugs akzeptiert werden, regelmäßig anzupassen, um überhaupt bezahlbare Wohnungen finden zu können. Die Frage, um wie viel und wie häufig, konnten die Beteiligten hier natürlich nicht beantworten.

Fachberatungsstelle gefordert

Ein weiteres Anliegen des Bündnisses betraf die Einrichtung einer Fachberatungsstelle Wohnen, die gleichfalls als Vermittlungsstelle für freie Wohnungen fungieren soll. Während Juliane Rohrbacher, Kandidatin der Grünen, und Hans Oehler, Vertreter der Büfep, sich für die Einrichtung einer Beratungsstelle für Stadt und Kreis Bad Kreuznach aussprachen, würde CDU-Landtagsabgeordneter Dr. Helmut Martin damit verbundene Ausgaben lieber in das Wohnraumangebot investieren.

Forderungen des Bündnisses für Wohnen – Bad Kreuznach

1. Mehr günstiger Wohnraum 
durch
- bessere Kontrolle bei öffentlichem Baugrund,
- Stärkung von Wohnungsbaugesellschaften und nicht profitorientiertem Wohnungsbau,
- Sozialer Wohnungsbau in allen Wohngebieten, in der Stadt und auf dem Land.
2. Besserer Zugang zu Wohnraum für betroffene Klientel 
durch
- regelmäßige Anpassung der (Obergrenze für die) angemessenen Kosten für die Unterkunft,
- mehr Kontrollen und Einhaltung von Mindeststandards,
- Einrichtung einer Fachberatungsstelle Wohnen,
- bessere Erreichbarkeit von Wohnraum durch bezahlbaren und regelmäßigen öffentlichen       Personennahverkehr auch im Kreis Bad Kreuznach,
- transparente Regeln bei der Vergabe von öffentlich gefördertem Wohnraum.

Als Kommunalpolitiker/-innen waren in der Runde vertreten:
Andreas Henschel, SPD
Dr. Helmut Martin, CDU
Jürgen Locher, Linke
Jule Rohrbacher, Grüne
Hans Oehler, Büfep
Moderation: Manfred Thesing (Vorsitzender des Katholikenrates für das Bistum Trier)

Quelle: kd - Susanne Hilbertz