Nachrichten

Fortbildung stärkt Ehrenamtliche - Minister Wolf besucht das Ausländerpfarramt

Mit dem Bewilligungsbescheid des Landes, den Minister Konrad Wolf mitbrachte, kann das Pfarramt für Ausländerarbeit eine neue Fortbildungsreihe für Geflüchtete und ehrenamtliche Helfer starten. Von links: Martina Dhom, Annette Fürst, Murtaza Safie, Konrad Wolf, Stefanie Bartlett und Pfarrer Ralf Anacker.

Als Gastgeschenk erhielt Minister Wolf den Film, der aus Anlass des 30-jährigen Bestehens des Ausländerpfarramts entstand. Von links: Murtaza Safie, Konrad Wolf, Pfarrer Ralf Anacker und Stefanie Bartlett.

Bad Kreuznach. Die Bewilligung weiterer Mittel des Landes Rheinland-Pfalz für die Fortbildung ehrenamtlicher Helfer in der Flüchtlingsarbeit hatte Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, im Gepäck, als er das Pfarramt für Ausländerarbeit des evangelischen Kirchenkreises An Nahe und Glan besuchte. 3 500 Euro sind nun für eine neue Fortbildungsreihe mit dem Titel „Fluchtursachen verstehen – Flüchtlinge unterstützen“ vorgesehen. 

„Die Betreuung von Flüchtlingen steht und fällt mit dem Engagement von Ehrenamtlichen“, betonte Pfarrer Ralf Anacker, Skriba des Kirchenkreises, der als Vertreter der Superintendentin Minister Wolf im Dietrich-Bonhoeffer-Haus begrüßte. Deren Zurüstung sei immer schon ein wichtiger Aspekt der christlich-diakonischen Arbeit des Kirchenkreises gewesen. Konrad Wolf bezeichnete die Weiterbildung als gesellschaftliche Kernaufgabe, die das Land zusammen mit verschiedenen Trägern, darunter das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd, erfülle. Neu in diesem Bereich sei der Aspekt der politischen Bildung. „Die Weiterbildung in Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit ist dringend notwendig“, unterstrich Wolf. Dafür stelle Rheinland-Pfalz jetzt Haushaltsmittel bereit.  

Erfolgreiche Workshops

Bereits 2017 hatte das Land im Rahmen seines Programms „Innovative Formate der gesellschaftspolitischen Erwachsenenbildung“ ein Projekt der Ehrenamtsinitiative „Aktiv für Flüchtlinge“ des Ausländerpfarramts gefördert. Mit 5000 Euro Aus dem insgesamt 100 000 Euro schweren Budget des Ministeriums mit diesem etwas sperrigen Titel finanzierte es eine höchst erfolgreiche Fortbildungsreihe. In fünf ganztägigen Workshops unter dem Motto „Gemeinsam für Flüchtlinge“ vermittelte Psychologin Annette Fürst Menschen, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, Kenntnisse und Strategien zum Umgang mit Stress und Konflikten, stärkte sie in der Fähigkeit, sich auch einmal abgrenzen zu können. Ziel war es, insbesondere Ehrenamtlichen mit eigener Fluchtbiografie ihr Engagement zu erleichtern und sie zu ermutigen, sich aktiv politisch einzubringen. 

Bedrückende Erfahrungen

Oft ist dieser Personenkreis vom Burnout bedroht. Als Malteser-Helferin bei der Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft in einer Bad Kreuznacher Turnhalle im Jahr 2015 hat Martina Dhom nach eigenen Worten „sehr berührende und auch bedrückende Dinge erlebt“. Von Fluchterlebnissen traumatisierte Männer, Frauen und Kinder, Konflikte, die mit Gewalt ausgetragen wurden, Versuche, sich das Leben zu nehmen sind Eindrücke, die sie auch mit nach Hause nahm. „Das geht an die Nieren“, berichtet sie.

Diese Erfahrungen teilt sie mit Murtaza Safie, der selbst vor drei Jahren aus dem Iran floh und jetzt ehrenamtlich als Dolmetscher tätig ist. Darüber hinaus wird er von Flüchtlingsfamilien als Ratgeber, Begleiter oder Lehrer in Anspruch genommen, manchmal rund um die Uhr. „Für uns Helfer ist es ganz wichtig zu lernen, ‚nein‘ sagen zu können, denn in anderen Kulturen gilt das als extrem unhöflich“, beschreibt er seine Erkenntnisse. Wie er hat auch Martina Dhom enorm von der Fortbildung profitiert. „Ich sehe das Angebot auch als Wertschätzung für unsere Arbeit“, betont sie. 

Politisches Engagement anregen

Stressmanagement mit politscher Bildung zu verbinden ist das eigentlich Neue an diesem Modell der Erwachsenenbildung. Mit der geplanten Reihe will es das Pfarramt jetzt weiterentwickeln. „Wir wollen die Ehrenamtlichen nachhaltig unterstützen, indem wir einen Rahmen geben für Reflexion und Austausch, für Begegnung und persönliche Beziehungen“, erläutert Stefanie Bartlett, Leiterin von „Aktiv für Flüchtlinge“. In besonderer Weise seien die Helfer Multiplikatoren, die mit ihren Erfahrungen in Familien und Gesellschaft hinein wirkten. Die neue Fortbildungsreihe soll nach ihren Worten über Fluchtursachen aufklären und einen Diskurs über Rassismus eröffnen. Zudem wolle man auch in politische Aktionen – etwas Demonstrationen – einsteigen. 

31-07-2018 - Marion Unger

 

Fluchtursachen verstehen – Flüchtlinge unterstützen

Termine und Themen der Reihe 

Mittwoch, 29.08.2018: Brennpunkt Türkei: Vom NATO-Partner zum Verfolgerstaat

Dienstag, 25.09.2018: Für das Menschenrecht auf Flucht und Migration

Dienstag, 28.09.2018: Vor den Grenzen Europas – Diktatoren als Türsteher der Europäischen Union

Freitag, 09.11.2018: Die Bundeswehr in Mali – wie kann unser Beitrag zum Frieden im Sahel aussehen?

Mittwoch, 21.11.2018: Brennpunkt Naher und Mittlerer Osten

Montag, 10.12.2018: Film: Das grüne Gold