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Mit kleinen Schritten durch die Krise - Synode zur Entwicklung der Gemeinden

Weite Wege mussten die Delegierten auf der Synode des Kirchenkreises An Nahe und Glan in der Bockenauer-Schweiz-Halle zurücklegen. Wegen der Corona-Pandemie war ein weiter Sicherheitsabstand eingeplant.

Ruth Voigtländer aus Bad Münster wurde in den Kreissynodalvorstand gewählt.

Die Entwicklung der Gemeinden und Nachbarschaften im evangelischen Kirchenkreis An Nahe und Glan und die Verabschiedung des Haushalts für das kommende Jahr waren Hauptpunkte der Tagesordnung der Kreissynode, zu der sich 80 Delegierte aus 24 Kirchengemeinden sowie Vertreterinnen und Vertreter von Fachgebieten in Bockenau trafen. Die Synode vertritt als oberstes Leitungsgremium und Parlament rund 50000 evangelische Christinnen und Christen in der Region.

Unter dem Eindruck anhaltender Krisen wie wachsender Teuerung, Energieknappheit, anhaltender Corona-Pandemie, des Klimawandels und des Kriegs in der Ukraine suchen die Gemeinden nach Möglichkeiten, deren unmittelbare Auswirkungen zu bewältigen oder zumindest abzufedern. Die Zahl der Gemeindemitglieder nimmt ab, es wird schwieriger, Pfarrstellen wieder zu besetzen, die durch eine große Pensionierungswelle in den kommenden Jahren frei werden, und der Anspruch der Evangelischen Kirche im Rheinland, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden, sind nur einige der Herausforderungen, denen sich die Kirchengemeinden stellen müssen. 

Innerhalb des Kirchenkreises haben sich fünf Nachbarschaften gebildet, um eine Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinaus leichter zu machen. Die Synode erarbeitete eine Bestandsaufnahme über das Tempo von Kooperationen und Fusionen, aus der sich Wege ableiten lassen, bis 2027 über die Verteilung von Pfarrstellen zu entscheiden. Größte Sorge ist die hohe Zahl von Kirchenaustritten. Allein in den letzten zwei Jahren verlor der Kirchenkreis dadurch fast 2 000 Gemeindemitglieder. Es ist zu befürchten, dass sich der Trend durch die steigenden Kosten in der Energiekrise noch verschärfen wird. 

In ihrer Predigt zur Eröffnung der Synode machte Superintendentin Astrid Peekhaus Mut zu kleinen Schritten. „Gott traut uns zu, dass wir mit unseren kleinen Beiträgen an seinem Reich bauen“, betonte sie und beschrieb die für jeden und jede möglichen Entscheidungen: „Menschen setzen sich für Gerechtigkeit ein, sie helfen anderen und gehen aufeinander zu.“ In ihrem Jahresbericht vor der Synode griff die Superintendentin die Jahreslosung 2022 auf, ein Jesus-Wort aus dem Johannes-Evangelium: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Angesichts des Ukraine-Kriegs und der großen Zahl von Geflüchteten, die in der Region Zuflucht suchen, wies sie auf die vermehrten Hilfsangebote der Gemeinden hin. Gleichzeitig beschrieb sie das Dilemma der friedensbewegten Menschen in der evangelischen Kirche, deren Forderung, Frieden zu schaffen ohne Waffen, an ihre Grenzen gekommen sei. Das Verlangen nach Waffenlieferungen an die Ukraine stürze viele von ihnen in Gewissenskonflikte. 

Die lange Tradition des Kirchenkreises, sich für geflüchtete Menschen einzusetzen, hob Vizepräses Christoph Pistorius, der zusammen mit Ricarda Gebhardt die Synode besuchte, in seinem Grußwort der Kirchenleitung hervor. „Die Notwendigkeit, Menschen Obdach zu geben, wird sich in Zukunft noch verschärfen“, sagte er als einen Zielkonflikt voraus. Den Beitrag der Kirchen zum Zusammenhalt der Gesellschaft würdigte Landrätin Bettina Dickes. Sie beschrieb ein „ungnädige Gesellschaft“. „Kirche und Glaube, Liebe und Gnade – wir brauchen Menschen, die sich das zu eigen machen und sich an unterschiedlichen Stellen für andere einsetzen.“ 

Haushalt im Plus

Der vor drei Jahren begonnene Konsolidierungsprozess zeigt Wirkung: Der kreiskirchliche Haushalt für 2023 weist nach derzeitiger Planung kein Defizit mehr aus. 

Neues Mitglied im Kreissynodalvorstand

Die Synode wählte Ruth Voigtländer aus Bad Münster in den Kreissynodalvorstand, dem leitenden geschäftsführenden Gremium des Kirchenkreises zwischen den Synoden. Die 63-jährige Winzerin aus der Matthäus-Kirchengemeinde tritt die Nachfolge von Elke Benkelberg (Bad Kreuznach) an. 

14.11.2022 - Marion Unger