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Paul Schneider gestern und heute - Vor 125 Jahren wurde der „Prediger von Buchenwald“ geboren

Eine Stele am Röhrenbrunnen im ehemaligen Dorf Pferdsfeld erinnert an Paul Schneider.

Eine der Tafeln zeigt die Kirche und das Pfarrhaus, das nur wenige Meter vom Ortsmittelpunkt entfernt lag.

Bad Sobernheim/Pferdsfeld. In wenigen Tagen, am 29. August, jährt sich der Geburtstag von Paul Schneider zum 125. Mal. Die neue evangelische Gemeinde im Kirchenkreis An Nahe und Glan, die seinen Namen trägt, erinnert mit einer Reihe von Veranstaltungen an den „Prediger von Buchenwald“, der im ehemaligen Dorf Pferdsfeld auf dem Hunsrück geboren wurde. Als Pfarrer von Dickenschied und Womrath leistete er den Nationalsozialisten Widerstand und wurde 1939 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet.

„Der 125. Geburtstag Paul Schneiders ist eine besondere Chance für unsere neue Gemeinde, tiefer in das Leben und Wirken ihres Namensgebers einzusteigen“, erklärt Pfarrerin Ulrike Scholtheis-Wenzel. Dazu sollen verschiedene Veranstaltungen dienen, die mit einem Open-Air-Gottesdienst im ehemaligen Dorf Pferdsfeld am Sonntag, 28. August, 15 Uhr, ihren Auftakt erfahren. Nur wenige Meter vom Röhrenbrunnen entfernt, stand das Pfarrhaus, in dem Paul Schneider am 29. August 1897 geboren wurde. „In Pferdsfeld stand seine Wiege, hier wurde er von seinem Vater getauft, der dort Pfarrer war, und hier verbrachte er seine Kindheit“, erläutert Ulrike Scholtheis-Wenzel. „Dies ist der ideale Platz, um zum Gedenken an Paul Schneider zum Gottesdienst am Vortag seines Geburtstags einzuladen.“

Eine Stele am Röhrenbrunnen, dem einstigen Ortsmittelpunkt, erinnert heute an Paul Schneider. Die um einen Pfahl angeordneten Tafeln des Bildhauers Karl-Heinz Brust zeigen Szenen aus seinem Leben, unter anderem Kirche und Pfarrhaus in Pferdsfeld, aber auch die Zelle Schneiders in Buchenwald, aus deren Fenster heraus er seinen Mitgefangenen Bibelworte zur Ermutigung zurief. So ging er als „Prediger von Buchenwald“ in die Geschichte ein. 

Bei der Vorbereitung des Gottesdienstes ergab sich nach den Worten von Pfarrerin Scholtheis-Wenzel „eine glückliche Kooperation mit einem Musical-Projekt“. Das musikalische Drama „Paul und Gretel – kein Märchen“ erlebte in Hüttenberg, dem früheren Hochelheim (Kirchenkreis An Lahn und Dill), seine Premiere. Die Familie Schneider war von Pferdsfeld aus ins Hessische gezogen und Paul Schneider wirkte nach seinem Studium hier einige Jahre in der Nachfolger seines Vaters als Gemeindepfarrer. In dem Gottesdienst zum 125. Geburtstag Schneiders wird ein Mehrgenerationen-Chor aus Hüttenberg mit Auszügen aus dem Musical zur Gestaltung beitragen. Auch die Evangelische Gemeinde am Soonwald wirkt daran mit. 

Im Anschluss bietet Werner Bohn, wie Paul Schneider ein gebürtiger Pferdsfelder, eine Führung über das Terrain des Ortes an, der wegen der unerträglichen Lärmbelästigung des benachbarten Nato-Flugplatzes 1981 und 82 nach Umsiedlung der Bewohnerinnen und Bewohner dem Erdboden gleichgemacht wurde. 

Die Veranstaltungsreihe zum 125. Geburtstag Paul Schneiders setzt sich am Samstag, 10. September, 18 Uhr, mit einem Abendgottesdienst in der Bad Sobernheimer Matthiaskirche fort. Im Anschluss erhält das bisherige Gemeindezentrum den Namen „Paul-Schneider-Haus“. „Damit wollen wir für Leben und Arbeit unserer Gemeinde eine neue Mitte stiften“, berichtet Ulrike Scholtheis-Wenzel. 

Schließlich lädt die Paul-Schneider-Gemeinde im September zu zwei Vorträgen namhafter Kenner der Vita ihres Namensgebers ein: Am Mittwoch, 21. September, referiert der Historiker Professor Thomas Martin Schneider von Uni Koblenz über Paul Schneider und am Mittwoch, 28. September, berichtet der Koblenzer Jurist Joachim Hennig, Verfasser einer Dokumentation, über Paul Schneider und seine Familie. Beide Vorträge im Paul-Schneider-Haus beginnen jeweils um 19 Uhr. 

16.08.2022 - Marion Unger