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Bon-Café zurück im Herzen der Stadt - Treffen für Geflüchtete und Unterstützer

Sie schätzen das Bon-Café als Ort der Begegnung zwischen Geflüchteten und Einheimischen: (von links) Pfarrer Bendix Balke, MdL Michael Simon, Johansouz Saeid, Susanne Syren, Rüdiger Machwirth und Ahmad Nawid.

Kreis Bad Kreuznach. Das Bon-Café der Interkulturellen Kirchengemeinde An Nahe und Glan kehrt zurück ins Herz der Stadt. Der beliebte Treffpunkt von Geflüchteten und Interessierten aus dem gesamten Landkreis musste wegen der Corona-Pandemie lange pausieren und war zeitweise in die Planiger Straße verlegt worden. Jetzt steht der große Saal im Dietrich-Bonhoeffer-Haus des Kirchenkreises An Nahe und Glan am Mittwochnachmittag wieder als Begegnungsstätte zur Verfügung.

„Dass wir diesen Ort wiederhaben, ist wunderbar“, freut sich Susanne Syren vom Projekt „Aktiv für Flüchtlinge“. Die Freude ist spürbar: Geflüchtete, die schon länger zum Umfeld der Interkulturellen Kirchengemeinde gehören, haben Kaffee und Tee gekocht, Kuchen gebacken und den Saal hergerichtet. Ein kleines Mädchen aus der Ukraine und zwei Jungs aus einer afghanischen Familie toben um die Tische herum. Kinder müssen nicht unbedingt dieselbe Sprache sprechen, um sich zu verstehen. „Sie sind mit ihren Müttern aus der Ukraine geflohen und haben jetzt kaum eine Chance, mit anderen Kindern zu spielen“, erklärt Susanne Syren. 

Nach und nach docken sich die Frauen mit ihren Kindern hier an. „Wir haben einige von ihnen total traumatisiert und weinend auf der Straße angetroffen und zu uns eingeladen“, erinnert sie sich an die ersten Tage der Fluchtbewegung aus der Ukraine. Ihr Leid weckt das Mitgefühl von Menschen, die sich bisher eher nicht für Geflüchtete engagiert haben. Susanne Syren denkt dabei an zwei russisch-sprachige Ehrenamtliche, die sich aus einem Gefühl der Scham angesichts des russischen Angriffskriegs bei ihr mit einem Hilfsangebot gemeldet haben. 

Der Personenkreis mit russischen Sprachkenntnisse, etwa unter den Spätaussiedlern, ist in den Augen von Pfarrer Bendix Balke besonders hilfreich. „Unsere Aufgabe ist es, Geflüchtete und ehrenamtliche Unterstützer zusammenzubringen“, erläutert er. „Menschen, die Russisch sprechen können wertvolle Unterstützung leisten, denn in der Ukraine werden meist beide Sprachen beherrscht.“ 

Welches Formular brauche ich für welches Amt, um Hilfe zu bekommen? Wie finde ich eine Unterkunft, Sprachunterricht, einen Arbeitsplatz? Wo kann ich günstig einkaufen? Wer begleitet mich zum Arzt? – Diese Fragen beherrschen nach der Erfahrung von Susanne Syren den Alltag der Geflüchteten. Im Bon-Café finden sie Tipps, welche Stellen sie aufsuchen können und wer ihnen dabei hilft. Manfred Karst, Flüchtlingskoordinator der Stadt Bad Kreuznach, sieht im Bon-Café einen Ort von unschätzbarem Wert, der Brückenschläge möglich macht. „Ein Gang zu einem Amt stellt für Geflüchtete oft eine unüberwindliche Schwelle dar“, kommentiert er. „Hier lassen sich Bedarfe ermitteln und Netzwerke der Hilfe knüpfen.“

Begegnung am Mittwochnachmittag

Das Bon-Café im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Kurhausstraße 6, ist künftig am Mittwochnachmittag von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet. Mit der Aktion „Bon-Paten“ wird um Spenden für den Treff geworben. Spendenkonto bei der KD-Bank, IBAN: DE78 3506 0190 6333 3000 00, Zweck: „Bon-Pate“. Für eine Spendenbescheinigung bitte die Anschrift angeben. 

30.04.2022 - Marion Unger