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Bilder der Hoffnung beschworen – Margot Käßmann spricht auf der Mahnwache zur Solidarität mit der Ukraine

Margot Käßmann (rechts), ehemalige Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende, kritisierte auf der Mahnwache gegen den Ukraine-Krieg die Investition in die Aufrüstung der Bundeswehr.

Bad Kreuznach. Klare Worte gegen die Aufrüstung der Bundeswehr und Waffenlieferungen in die Ukraine beherrschten die dritte Mahnwache „Für Gerechtigkeit und Frieden – Solidarität mit der Ukraine“ des Netzwerks am Turm auf dem Bad Kreuznacher Kornmarkt. Margot Käßmann, frühere Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende, stellte vor rund 150 Teilnehmenden die Kehrtwende der deutschen Politik in Richtung Aufrüstung der Bundeswehr in Frage. 

„Die kaum vorstellbare Summe eines Sondervermögens von hundert Milliarden Euro hat ungeheure Folgen für unser Land“, erklärte die Theologin. „Das sind Schulden, die noch unsere Kinder, Enkelkinder und Urenkel werden bezahlen müssen.“ Damit die nachkommenden Generationen überleben könnten, sollte dieses Geld in Bildung, Ernährung und erneuerbare Energien investiert werden. „Wir brauchen Bilder der Hoffnung und Zuversicht und nicht immer mehr Waffen und Rüstung.“

Krieg und Waffenlieferungen seien mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar, betonte Margot Käßmann. Sie verwies auf die vielen militärischen Konflikte in allen Teilen der Erde, die durch erhöhte Produktion von Waffen einen immer schlimmeren Verlauf nähmen. Sie dienten ausschließlich der Rüstungsindustrie zum Anwachsen ihrer Gewinne. Ihre Hoffnung setzte Margot Käßmann auf die Zivilgesellschaft, die allein in der Lage sei, Aggressoren wie dem russischen Präsidenten Putin Grenzen zu setzen. Sie bedauerte, dass der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill, dessen Nähe zu Putin bekannt ist, bisher den Appellen der christlichen Kirchen, seinen Einfluss im Sinne einer Friedenslösung geltend zu machen, nicht nachgekommen sei. Die ehemalige Bischöfin berichtete vom Widerstand in der Priesterschaft und sagte: „Hundert orthodoxe Priester haben in Russland gegen den Krieg aufgerufen.“ Auf solche Aktionen müsse man vertrauen. 

Die mehr oder minder unverhohlene Drohung Putins mit dem Einsatz von Atomwaffen griff Uli Suppus von der Friedensinitiative Rhein-Hunsrück auf. Er verwies darauf, dass immer noch Atomwaffen in Büchel lagern, und rief zum Protest dagegen im Rahmen der bevorstehenden Ostermärsche auf. Er hob hervor: „Angesichts der Gefahr, die von ihnen ausgeht, müssen wir laut und deutlich gegen diese Tod bringenden Waffen protestieren, damit sie endgültig vom Erdboden verschwinden.“

„Waffen bringen keinen Frieden, sie bringen Leid und Elend“, unterstrich Lars Medinger von Greenpeace Bad Kreuznach. Zusammen mit Manfred Thesing vom Netzwerk am Turm mahnte er eine neue Friedensordnung an, die der UNO mehr Macht zur Prävention und Vermeidung von bewaffneten Auseinandersetzungen einräumt. Zugleich müsse die Abhängigkeit von fossiler Energie abgebaut werden. Medinger hob hervor: „Frieden heißt Klimaschutz.“

31.03.2022 - Marion Unger