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Aufruf zum Frieden – Mahnwache auf dem Kornmarkt
Bad Kreuznach. Zu einer Mahnwache für den Frieden lud das Netzwerk Am Turm auf den Kornmarkt in Bad Kreuznach ein. Etwa 120 Menschen versammelten sich rund um die Plakette „Engel der Kulturen“, die seit 2013 als Symbol für eine Stadt des Friedens und des Zusammenlebens verschiedener Religionen und Kulturen im Pflaster eingelassen ist. Sie bekundeten Solidarität mit der Ukraine und traten für den Frieden in dem von Russland überfallenen Land und ganz Europa ein.
Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Jugend An Nahe und Glan, der Interkulturellen Kirchengemeinde, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der City Kirche NAHeRaum des Bistums Trier erklärten sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine und riefen die russische Regierung in ihren Statements dazu auf, sofort alle Angriffe einzustellen und ihre Truppen aus der gesamten Ukraine zurückzuziehen. Für das Netzwerk am Turm verlas Manfred Thesing einen dringenden Appell: „Notwendig sind ein umfassender Waffenstillstand und die Rückkehr zum Völkerrecht.“ Gleichzeitig wurde dazu aufgerufen, nicht das ganze russische Volk zu verurteilen, weil sein Präsident den Krieg begonnen hat.
Die dramatische Situation unter russischem Bombardement von Schulen, Kindergärten und Wohnhäusern schilderte Iryna Denys, Vorsitzende des Freundeskreises für ukrainische Kultur und Volkskunst mit Sitz in Hahnenbach. Sie war gerade von der polnisch-ukrainischen Grenze zurückgekehrt und konnte von der katastrophalen Lage der Flüchtenden aus erster Hand berichten. Sie äußerte tiefe Dankbarkeit für deren Unterstützung und unterstrich den Willen zur aktiven Bewältigung der Situation: „Wir wollen nicht nur dasitzen und soziale Hilfe bekommen.“
„Der Krieg in der Ukraine löst nicht nur bei Einheimischen große Betroffenheit aus, sondern auch bei den Menschen mit Migrationshintergrund, die schon länger bei uns leben“, erklärte Bendix Balke, Pfarrer der Interkulturellen Kirchengemeinde An Nahe und Glan. „Wer schon Krieg und Flucht erlebt hat, kann sich ganz anders in die aktuelle Situation einfühlen.“ Bei den Männern und Frauen, die sich seit dem Jahr 2015 im Projekt „Aktiv für Flüchtlinge“ der Interkulturellen Kirchengemeinde zusammengefunden haben, riefen die Nachrichten aus der Ukraine schmerzliche Erinnerungen wach.
„Europa öffnet jetzt weit seine Herzen und Türen“, meinte Balke und verwies auf die rechtliche Situation der Flüchtenden aus der Ukraine, die ohne Asylverfahren hier Aufnahme finden. Er lud ein zur Begegnung mit den bereits hier Lebenden, die aus Kriegs- und Krisengebieten geflohen sind. Hier könnten Fluchtgeschichten erzählt und damit versucht werden, Traumata zu überwinden.
Zahlreiche ehrenamtlich Engagierte aus dem Kirchenkreis haben bereits Unterstützung angeboten. Darunter sind auch viele bereits vor Jahren Geflüchtete, von denen etwa 3 500 im Landkreis Bad Kreuznach leben. Balke betonte: „Unsere Willkommenskultur muss allen Flüchtenden zugutekommen, es darf nicht mit zweierlei Maß gemessen oder die Flüchtenden aus verschiedenen Herkunftsländern gegeneinander ausgespielt werden.“ Er sprach sich dafür aus, nicht nur den ukrainischen Staatsbürgern unbürokratische Aufnahme in Deutschland zu ermöglichen, sondern allen, die sich rechtmäßig – etwa zum Studium – in der Ukraine aufgehalten haben. Das betrifft viele junge Leute etwa aus Afghanistan oder afrikanischen Ländern.
„Junge Menschen sind im Krieg immer besonders gefährdet“, äußerte sich Günter Kistner von der Evangelischen Jugend. Er verwies auf den internationalen Jugendaustausch, der es der Jugend der Ländern möglich mache, durch Begegnung Frieden und Freiheit zu sichern und Menschen in Europa zu einer friedlichen Gemeinschaft zusammenwachsen ließen.
Mahnwache an jedem Mittwochabend
Solange man sich Sorgen um die Menschen in der Ukraine machen müsse, so die Veranstalter, werde man künftig an jedem Mittwochabend um 18 Uhr zur Mahnwache auf dem Bad Kreuznacher Kornmarkt einladen. Sie wird jeweils von den einzelnen Gruppen gestaltet. Am kommenden Mittwoch, 16. März, hat die Evangelische Jugend diese Aufgabe übernommen, für Mittwoch, 23. März, kündigt die Interkulturelle Kirchengemeinde einen Beitrag an.
10.03.2022 - Marion Unger