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Die Vielfalt ist nicht Not – Verabschiedung von Pfarrer Ekkehard Lagoda

Schulreferentin Pastorin Britta Lehmkuhl, Ekkehard Lagoda, Superintendentin Astrid Peekhaus und Superintendent Dr. Jörg Weber (Von links nach rechts - Foto: Maike Roeber)

Bad Kreuznach – „Wir dürfen staunen: Die Vielfalt ist nicht Not. Als Fremde, Freunde, Nachbarn sind wir im gleichen Boot“, so klang es am Samstag, 04. Dezember 2021, aus der Pauluskirche in Bad Kreuznach anlässlich der Verabschiedung von Pfarrer Ekkehard Lagoda.

Auf die vertraute Melodie des alten Adventsliedes „Es kommt ein Schiff geladen“ folgten moderne Verse aus der Feder des Komponisten und künstlerischen Leiters Bernhard König, der nicht nur mit seinem interreligiösen Musikprojekt Trimum für die klingende Vielfalt von Menschen und Religionen steht. Eine sehr bewusste Wahl – und man könnte sagen, auch sehr bezeichnend für Lagoda, dessen Berufsleben als Pfarrer von großer Vielfalt geprägt war und der zudem in all diesen ganz unterschiedlichen Stationen und in der Grundhaltung seiner Arbeit der Vielfalt immer weiten Raum gegeben hat. Gemeinsam mit seiner Kollegin, Schulreferentin Pastorin Britta Lehmkuhl, gestaltete er den festlichen Gottesdienst – neben der „Vielfalt“ stand auch das Thema „Geduld“ im Vordergrund. 

Vielfalt, Geduld und Kunst

Vielfalt und Geduld, ergänzt um Kunst – mit diesen drei Worten lässt sich das berufliche Wirken von Ekkehard Lagoda vielleicht auch am besten zusammenfassen: Der Vielfalt von Menschen, von Glauben und Konfessionen wie auch von Gaben und Talenten Raum zu geben, ob als Schulreferent in Schulklassen, als Friedensreferent oder als Gemeindeberater mit Schwerpunkt Leitbildarbeit und Organisationsentwicklung, wie auch als Pfarrer in verschiedenen Kirchengemeinden, und auch mit Blick auf die Ökumene vor Ort und weltweit, welche die Einheit in der versöhnten Verschiedenheit lebt. Und den daraus resultierenden, oftmals sehr unterschiedlichen Bedürfnissen, Ansprüchen und Herangehensweisen mit Geduld, aber auch Beharrlichkeit zu begegnen – sowie das große Interesse für die Kunst, welches sich wie ein roter Faden durch Lagoda‘s Leben zieht, und sich in über 40 von ihm realisierten Ausstellungsprojekten widerspiegelt -all dies war immer ein großes Anliegen von Lagoda, der nach insgesamt 36 Jahren als Pfarrer nun in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Gemeinsamen Schulreferat der Kirchenkreise An Nahe und Glan, Obere Nahe, Simmern-Trarbach und Trier

Zuletzt war Lagoda fast 13 Jahre Schulreferent, unter anderem im Gemeinsamen Schulreferat der Evangelischen Kirchenkreise An Nahe und Glan, Obere Nahe, Simmern-Trarbach und Trier – und so entpflichteten ihn auch die Superintendenten der Kirchenkreise Trier und An Nahe und Glan, Dr. Jörg Weber sowie Astrid Peekhaus im Rahmen des Gottesdienstes. Weber dankte Lagoda im Namen der vier Kirchenkreise herzlich für seine Arbeit im Gemeinsamen Schulreferat und betonte in seiner Ansprache: „Du hast Menschen Vertrauen und Beharrlichkeit vermittelt, in all den Phasen Deines Berufslebens. Du hast es verstanden, schnell mit Menschen in Kontakt zu kommen, Beziehungen aufzubauen, für andere da zu sein. Sie mit Geschichten in Beziehung zu bringen und damit für das zu begeistern, was Bildung ausmacht: dass Menschen Subjekte ihrer eigenen Bildungsprozesse sind oder werden, eben auch ihrer religiösen.

Und diese Beziehung zu anderen, die Geschichten, die dabei entstehen, darum ging es Dir in Deinem Dienst. Und damit hast Du zum Gelingen des Gemeinsamen Schulreferates beigetragen.“

Menschlich, freundlich zugewandt und mit Leidenschaft präsent

Er selbst habe die Zusammenarbeit mit Lagoda sehr zu schätzen gewusst, sich immer auf ihn verlassen können: „Ich haben Dich immer als wertschätzend erlebt, als ausgleichend trotz Deiner Standpunkte. Als menschlich, freundlich zugewandt und auf den anderen bezogen“, so Weber. „Du warst im Kirchenkreis präsent, engagiert und mit Leidenschaft dabei“, fasste dann auch Peekhaus ihren Dank zusammen. „Du warst immer ansprechbar, immer hilfsbereit – und du hast uns weitergebracht“, so die Superintendentin.

Lagoda selbst legte dann in seiner Predigt den Schwerpunkt auf die Geduld – dabei ginge es jedoch nicht um „geduldiges Warten, im Sinne eines Wegduckens und Sich-Arrangierens und Hinnehmens von unerträglichen Zuständen“, so Lagoda. Es ginge nicht darum, „träge darauf zu warten, dass Gott allein sich um die Probleme kümmern werde.“ Gemeint sei vielmehr eine beharrliche Geduld, deren Kern Unbeirrbarkeit und Widerstandskraft seien, so Lagoda. 

„Auch der Geduldige verfolgt ein Ziel und erwartet etwas. Aber sein entschlossener Wille verbindet sich mit langem Atem. Er nimmt sich Zeit und lässt den Dingen ihre Zeit. Und sein Wille verbindet sich auch mit Nachsicht, weil der Geduldige Geduld hat mit denen, die sein Vorhaben bremsen wollen.“

Geduld habe ihm in seinem Wirken einen großen Dienst erwiesen – und dazu beigetragen, beispielsweise die Segnung Gleichgeschlechtlicher in seiner damaligen Gemeinde umzusetzen. Geduld im Sinne eines aktiven Annehmens dessen, was sich nicht sofort ändern ließe – dies sei überhaupt die Weise, wie Christinnen und Christen miteinander umgehen sollten, geduldig und achtsam, mit einem Gespür für andere und einem mithineinnehmen können in Entscheidungsprozessen. In allem dem sei entscheidend, sich immer wieder neu daran zu erinnern oder auch erinnern zu lassen, dass es gelte, aus dem „Grundvertrauen zu leben, dass das Gute im Menschen angelegt ist und Gott die Quelle in ihnen ist.“ 

Nicht wortlos bleiben, sondern aktiv handeln

Dabei erinnerte Lagoda auch an die geduldige und insbesondere auch grundsätzlich gewaltfreie Haltung der frühen Christen – die dennoch immer eine des aktiven Handelns gewesen sei: „Auch wenn ich damit eher als Träumer, also als weltfremd erscheinen mag, gibt es eben keine Alternative zu dieser Haltung, die ich, ohne mich zu verbiegen, ethisch befürworten könnte“, so der auch als engagierter Friedensreferent tätige Lagoda.

Es dürfe nicht dazu kommen, „dass wir wortlos bleiben angesichts der Atomwaffen in Büchel und der Tatsache, dass aus Ramstein Drohnen gesteuert werden, die wissentlich auch das Töten unschuldiger Menschen in Kauf nimmt, dann bleibt unsere ethische Haltung doch zu sehr hinter der Bergpredigt zurück“. Die Verwurzelung in Christus bestärke ihn vielmehr darin, „beharrlich an einer gerechteren und zärtlicheren Welt mitzugestalten. Hier und jetzt.“ Und darum sei die so verstandene Geduld immer auch zielgerichtet.

Abschließend dankte Lagoda seinen Kollegen und Weggefährtinnen und Weggefährten –insbesondere auch seiner Familie und seiner Frau Sabine Lagoda, der „Familienmanagerin – ohne die hätte ich das alles nicht tun können!“, so Lagoda.

Musikalisch wurde der Gottesdienst mitgestaltet von Kantorin Carla Braun an der Orgel, Chorleiterin Cornelia Möckel und dem eigens für diesen Anlass gebildeten „Chörchen“, sowie Pfarrer Rolf Burket an der Gitarre. Grußworte sprachen unter anderem Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann, Beauftragter der Evangelischen Kirchen für das Saarland – Hofmann überbrachte auch Dank und Grüße der Landeskirche im Namen von Präses Dr. Thorsten Latzel, Dr. Anja Diesel, Direktorin des Erziehungswissenschaftlichen Fort- und Weiterbildungsinstitutes der evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz (EFWI), und Pfarrerin Ute Lohmann als Vertreterin der Bezirksbeauftragten sowie der Schulreferentinnen und -referenten im Südrhein. 

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Zur Person – Ekkehard Lagoda:

Geboren 1956 in Düsseldorf, Theologiestudium in Wuppertal, Tübingen und Basel, Vikariat in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Mitte. 1985-1990 Schulpfarrer an den berufsbildenden Schulen in St. Wendel, 1990-1992 Pastorenausbildung an einer Bibelschule in der baptistischen Kirche im Ost-Kongo, 1993-2000 Gemeindepfarrer in Nohfelden-Türkismühle- Ellweiler (Kirchenkreis An Nahe und Glan), 2000-2009 Pfarrer der Deutschen Gemeinde Genf, seit 2009 Schulreferent, zunächst im Schulreferat des Evangelischen Kirchenkreises An Nahe und Glan, von 2016-2021 dann im Gemeinsamen Schulreferat der Evangelischen Kirchenkreise An Nahe und Glan, Obere Nahe, Simmern-Trarbach und Trier.

Zudem Anerkennung und Beauftragung als Gemeindeberater, tätig auch in der Organisationsentwicklung mit Schwerpunkt Leitbildarbeit, Qualifikation als Friedensreferent und zur Ausbildung von Friedensreferenten. 

Weitere Aufgaben und Tätigkeiten: 

RIO-Rat 2021 Vorsitz, Mitarbeit als Beisitzer im Vorstand in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Bad Kreuznach, Vorstandsmitglied der Dietrich-Bonhoeffer-Stiftung Trier sowie Mitarbeit im Partnerschaftskreis SFR Ruanda des Kirchenkreises An Nahe und Glan.

Besonderes Steckenpferd: Kunstausstellungen in Gemeinden, Schulen und im Dietrich-Bonhoeffer-Haus des Kirchenkreises An Nahe und Glan zu Themen wie „Heimat“, „Eine Welt“ oder auch „Erlassjahr“, teilweise auch gemeinsam mit Kunstklassen; Ausstellungen auch zum Thema „Frieden“ im Rahmen der Arbeit als Friedensreferent. Im Laufe der Jahre 75 Ausstellungsprojekte, 45 davon auch realisiert.

07.12.2021 - M. Roeber