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Woher kommt er und was ist Antisemitismus überhaupt? - Themenabend zur Mitgliederversammlung der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Bad Kreuznach e.V.

Bad Kreuznach. Eine anregende und durchaus kontroverse Diskussion erlebten Mitglieder und Gäste, die der Einladung der Gesellschaft am Montag, den 4. Oktober, in das Katholische Erwachsenenbildungswerk Bad Kreuznach gefolgt sind. Nach mehr als zwei Jahren war aus den bekannten Gründen wieder eine Präsenzversammlung möglich, die von der Musikgruppe 3Klangbilder aus Bad Kreuznach mit jiddischen Liedern umrahmt wurde.

Die Referentin Maria Coors, Projektleiterin der ACK und ehemalige Studienleiterin für Antisemitismus der Dachorganisation der Gesellschaften in der Bundesrepublik, gab in ihrer komprimierten Einführung einen Überblick über aktuellen Forschungsstand- und -diskussion. Die Aktualität und Brisanz des Themas zeigen Zahlen zu antisemitischen Vorfällen in Deutschland sowie fast wöchentliche Fälle von offener antisemitischer Gewalt. Umso wichtiger ist eine konsensfähige Definition von Antisemitismus.

Als eine v.a. im pädagogischen Kontext brauchbare Formulierungen stellte sie die auch von der Bundesregierung angenommene Arbeitsdefinition der IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance) dar. Anfragen vor allem an den politischen Gebrauch dieser Definition stellt hingegen die in diesem Jahr veröffentlichte Jerusalem Declaration.

In der anschließenden Diskussion wurden sowohl die historischen Ursprünge von Antisemitismus, die christliche und zivilgesellschaftliche Verantwortung zur Bekämpfung von judenfeindlichen Einstellungen und aktuelle Herausforderungen der Bildungsarbeit thematisiert. Auch der Einfluss der politischen Situation in Israel und Palästina auf die Lage in Deutschland kam zur Sprache.

Schwieriger, so auf Nachfrage aus der Versammlung, ist eine angemessene Antwort auf die Frage nach Zustand, dass man sich in Deutschland daran gewöhnt hat, dass Jüdische Schulen von Bewaffneten bewacht werden, jüdische Gottesdienste nur unter Polizeischutz stattfinden. Einigkeit gäbe es sicher, dass kein Weg an einer Bildungsarbeit vorgehen kann, wie sie bereits von Theodor Adorno in einer seiner Schriften formulierte. Diese dürfe sich allerdings nicht nur auf die schulische Bildung beschränken. Auch dürfe man die Öffentlichkeit „der Straße“ nicht geringschätzen, wurde am Ende geäußert. Gemeint waren Solidaritätsbekundungen mit der jüdischen Bevölkerung. Aber vielleicht werden damit auch die in letzter Zeit immer beliebter werdenden „Stolperstein“-Aktionen zur Erinnerung an jüdische Nachbarn und Opfer eine wichtigere Funktion im Kampf gegen antijüdische Einstellungen.

07.10.2021 - C. Wenzel