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Vorbild in Zeiten der Unsicherheit - Delegation der neuen Gemeinde beim Gedenken an Paul Schneider

Am Gedenkgottesdienst zum Todestag von Paul Schneider nahm auch dessen Sohn Karl Adolf (rechts neben dem Gedenkstein) teil. Prediger war der Superintendent des Kirchenkreises Simmern-Trarbach, Markus Risch.

Acht Gemeindemitglieder der künftigen Evangelischen Paul-Schneider-Gemeinde fuhren zum Gedenkgottesdienst an ihren künftigen Namensgeber nach Dickenschied.

Bad Sobernheim/Staudernheim/Dickenschied. Mit einer Delegation von acht Gemeindemitgliedern nahm die künftige Evangelische Paul-Schneider-Gemeinde am Gottesdienst zum Todestag Paul Schneiders in Dickenschied teil. Bad Sobernheim und Staudernheim werden zum 1. Januar 2022 fusionieren und als erste Kirchengemeinde in der Evangelischen Kirche mit Rheinland den Namen Paul Schneiders tragen. 

Unter den rund 80 Menschen, die sich vor dem Grab von Paul und Margarete Schneider versammelt hatten, gehörte auch ein Sohn des von den Nationalsozialisten ermordeten einstigen Pfarrers der Hunsrückgemeinde. Seit 1965 wird jedes Jahr an seinem Todestag des „Predigers von Buchenwald“ gedacht. Zu den Impulsgebern gehörte der Dickenschieder Musikverein, der auch die jüngste Gedenkstunde zusammen mit Aktiven aus Rohrbach musikalisch gestaltete. 

„Die große Anzahl der anwesenden Konfirmandinnen und Konfirmanden führte uns die eigentliche Herausforderung des Gedenkens vor Augen“, kommentierte die Bad Sobernheimer Pfarrerin Ulrike Scholtheis-Wenzel Aussagen in der Predigt des Superintendenten des Kirchenkreises Simmern-Trarbach, Pfarrer Markus Risch. In den Augen von Presbyterin Andrea Hügle gilt es, in jungen Leuten mit Beispielen aus dem Leben von Paul Schneider Mitgefühl und Verständnis für dessen Haltung zu wecken. Nur so sei es für sie möglich, ihn als Vorbild anzuerkennen. Risch hatte betont, im Blick auf die Zukunft seien glaubwürdige Persönlichkeiten entscheidend und Paul Schneider bleibe mit seiner konsequenten Lebenshaltung ein Vorbild in einer unübersichtlichen Zeit wie sie heute erlebt werde. 

„Das Lebens- und Glaubenszeugnis von Paul Schneider steht für die zentrale Botschaft christlichen Glaubens, wonach allein bei Gott und Jesus Christus das Heil zu finden sei“, betonte Superintendent Risch in seiner Predigt. Vor 82 Jahren wurde Schneider im Konzentrationslager Buchenwald ermordet und bezahlte so seine Geradlinigkeit im Widerstand gegen den nationalsozialistischen Machtanspruch mit dem Leben. Christlicher Glaube lebe von Vorbildern wie Paul Schneider, gerade in einer Zeit der Unsicherheit, in der der soziale Zusammenhalt immer stärker gefährdet sei, meinte Risch. Dem konnte Dieter Landau aus Bad Sobernheim nur zustimmen. Mehr denn je sei es jetzt notwendig, den christlichen Glauben frei und öffentlich zu bekennen. 

Die Erinnerung an Paul und Margarete Schneider drohe zu verblassen, bedauerte Markus Risch. „Darum ist es umso wichtiger, dass sich Menschen heute auf den Weg machen, eine neue Gemeinde zu gründen, die seinen Namen trägt“, fügte er mit Blick auf die Besucherinnen und Besucher aus Bad Sobernheim und Staudernheim hinzu.  

19.07.2021 - Marion Unger