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Haus aus lebendigen Steinen - 250 Jahre katholische Kirche in Staudernheim

Zum ökumenischen Gottesdienst aus Anlass des Jubiläums der beiden Staudernheimer Kirchen begrüßte Petra Fey die Gäste in der katholischen Kirche. Im Hintergrund die Pfarrer Hans-Jürgen Eck (links) und Ralf Anacker. (Foto: Marion Unger)

Gemeinsam erteilten die Pfarrer Hans-Jürgen Eck (links) und Ralf Anacker den Besuchern des ökumenischen Gottesdienstes in der katholischen Kirche den Segen. (Foto: Marion Unger)

Staudernheim. Zum zweiten Mal feierten Christinnen und Christen ein ökumenisches Kirchenjubiläum mit einem festlichen Gottesdienst, diesmal in der katholischen Kirche. Nachdem bereits der 150. Geburtstag der evangelischen Kirche begangen worden war, stand jetzt das katholische Gotteshaus aus Anlass seines 250-jährigen Bestehens im vergangen Jahr im Mittelpunkt von Predigt sowie Wort- und Musikbeiträgen.

„Wenn auch die Zeit Spuren an diesem Bau hinterlassen hat, so ist doch dieses Gebäude immer wieder ein Ort der Begegnung und des Gefühls der Zusammengehörigkeit und der guten Gemeinschaft“, erklärte die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates der Katholischen Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer, Petra Fey, in ihrer Begrüßung. „Nun wollen wir feiern, was unsere Vorfahren erschaffen haben und was wir erhalten wollen.“ Dazu gehört nach ihren Worten die gewachsene und gelebte Ökumene in Staudernheim. 

Bewusst hatte man den ökumenischen Gottesdienst auf den Sonntag nach dem Patronatsfest des Heiligen Johannes der Täufer gelegt. Dem trug auch die Liturgie Rechnung. Musikdirektorin Helga Helfenstein steuerte das „Johanneslied“, ein beeindruckende Eigenkomposition, zur musikalischen Gestaltung bei. Die Organistin gab zusammen mit den Solobeiträgen von Venus Grimm dem Gottesdienst musikalisch einen festlichen Akzent. 

Die Predigt von Pfarrer Hans-Jürgen Eck zeichnete in einer bilderreichen Sprache die Vorstellung einer christlichen Gemeinde als einem „Haus aus lebendigen Steinen“. Er schlug damit einen Bogen zur Lesung seines evangelischen Kollegen Ralf Anacker aus dem Ersten Petrusbrief in der Bibel. Ein Haus, gebaut auf stabilem Fundament und versehen mit einem soliden Dach vermittle den Bewohnern Geborgenheit und Freiheit zur Gestaltung des persönlichen Lebens. „Ein Kirchengebäude kann aus dem besten Material gebaut sein“, betonte Eck. „Das reicht aber nicht, um sich dort geborgen und zu Hause zu fühlen. Nur, wenn sich in der Kirche Leben und Gemeinschaft entfaltet, kann sie Geborgenheit vermitteln.“

Im Blick auf die ökumenische Gemeinschaft in Staudernheim fügte Eck hinzu: „Unsere beiden Kirchen sind aus Steinen erbaut, die lebendig sind und wachsen können.“ Jeder Einzelne könne durch das persönliche Zeugnis seines Glaubens in aller Verschiedenartigkeit oder Gemeinsamkeit dazu beitragen, dass Liebe und Respekt vor der Überzeugung des jeweils Anderen sich entwickeln können. Mit seiner Ansprache verband Hans-Jürgen Eck Grüße des Trierer Bischofs Stefan Ackermann zum Kirchenjubiläum und verwies auf das geplante gemeinsame Gemeindefest, das wegen Corona auf den Pfingstmontag 2022 verschoben werden muss. 

Zum Ausklang überraschte und erfreute Helga Helfenstein die Gottesdienstbesucher mit einem schmissigen Tango auf der Orgel. Als dann die drei „Schnoogefänger“ Erich Fett, Ernst Pulg und Jürgen Krahn ihr Ökumenelied anstimmten, sah sich mancher zum Schunkeln animiert und konnte beschwingt in den Sonntag starten. 

Der Festgottesdienst ist auf youtube unter „Ev. Kirchengemeinde Staudernheim“ zu sehen. https://youtu.be/z40DmRdSYno

Die katholische Kirche St. Johannes der Täufer

Staudernheim. Zum ökumenischen Kirchenjubiläum in Staudernheim ist eine Festschrift erschienen. Karl Schappert und Franz Matthes haben darin in aller Kürze Wissenswertes über das Gotteshaus zusammengetragen. 

Die barocke katholische Kirche – in ihrer Form ungewöhnlich für diese Region – und das gegenüberliegende Pfarrhaus bilden ein architektonisch ansprechendes heute denkmalgeschütztes Ensemble. Gestiftet von Johann Dominic Albert, Fürst zu Salm, wurden die beiden Gebäude zwischen 1768 und 1770 von Baumeister Johann Thomas Petry errichtet. Weithin sichtbar erhebt sich der 42 Meter hohe Kirchturm mit dem schiefergedeckten Helm in Form von zwei Kuppeln, den charakteristischen barocken Zwiebeln. Darunter hängt die vierte Generation Glocken (1802, 1893, 1927 und 1953). 

Innen empfängt die Besucher höfisches Rokoko mit Blick auf Hochaltar und Kommunionbank. Hier hat der Bildhauer Johann Maringer seine künstlerischen Spuren hinterlassen. Die Empore wurde nachträglich eingebaut und trägt eine Stumm-Orgel aus dem Jahr 1874. Das gegenüberliegende Pfarrhaus ist ein verkleinerte Kopie des Siener Schlosses. 

Die Festschrift liegt in den beiden Staudernheimer Kirchen aus. 

28.06.2021 - Marion Unger