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Digital Gemeinschaft erlebt - Delegierte aus dem Kirchenkreis auf der Landessynode

Beeindruckt vom stimmungsvollen Gottesdienst zur Eröffnung zeigt sich Carola Förster, die zum ersten Mal an der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland teilnahm. Das Kirchenparlament tagte digital, sodass nur ein Foto vom Bildschirm möglich war. (Foto: Marion Unger)

Die Wahl eines neuen Präses, die Beteiligung junger Menschen an kirchlichen Entscheidungen und die Herausforderungen der kommenden Jahre waren beherrschende Themen der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Fünf Menschen aus dem Kirchenkreis An Nahe und Glan nahmen an der digitalen Tagung des Kirchenparlaments teil. 

Dieses Mal mussten sie nicht nach Bad Neuenahr reisen.  Superintendentin Astrid Peekhaus (Gebroth), Pfarrerin Mary Sabine Richter (Ippenschied), Carola Förster (Staudernheim) und Dr. Jürgen Deveaux (Kirn) als Vertreterinnen und Vertreter des Kirchenkreises, sowie Pfarrer Christoph Hüther (Waldalgesheim), Stellvertretender Vorsitzender der Pfarrvertretung, und Marion Unger (Staudernheim) als Mitglied der Kirchenleitung diskutierten, wählten und fassten Beschlüsse vom heimischen PC aus. Trotz des ungewohnten Formats erlebten die knapp 200 Delegierten aus 37 Kirchenkreisen der zweitgrößten evangelischen Landeskirche eine segensreiche Gemeinschaft.

Die Synode zu Beginn einer neuen Legislaturperiode stand ganz im Zeichen von Wahlen zur Kirchenleitung und zahlreichen Ausschüssen. „Wir mussten unseren neuen Präses auf digitalem Weg wählen“, berichtet Astrid Peekhaus. „Zum ersten Mal ist es kein Rheinländer geworden“. Der bisherige Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt, Pfarrer Thorsten Latzel, tritt die Nachfolge von Manfred Rekowski an. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und bin gespannt, welche neuen Impulse er in unsere Kirche einbringen kann. Ich wünsche ihm Gottes Segen für diese nicht einfache Aufgabe“, kommentiert die Superintendentin. 

Die Wahl des obersten Repräsentanten der rheinischen Kirche war mit Spannung erwartet worden. Die Hoffnungen vor allem vieler weiblicher Synodaler auf eine Frau an der Spitze erfüllten sich nicht. Almut van Niekerk, Superintendentin des Kirchenkreises An Sieg und Rhein, konnte sich nicht gegen Latzel durchsetzen, ebenso wenig Professor Reiner Knieling, Leiter eines Gemeindekollegs. Neben dem Präses wurden zwei weitere hauptamtliche und fünf nebenamtliche Mitglieder der Kirchenleitung gewählt. Für Marion Unger endet damit nach 16 Jahren die Mitarbeit im Leitungsgremium der EKiR.

Als neues Mitglied der Delegation aus dem Kirchenkreis nahm Carola Förster an der Landessynode teil. Ihr erster Eindruck, der Eröffnungsgottesdienst in hybrider Form, hat sie überrascht: „Es ist ein Gemeinschaftsgefühl aufgekommen, das ich bei diesem Format nicht erwartet hatte.“ So erschien auf einem großen Bildschirm in der Johanneskirche in Düsseldorf, dem Ort des Gottesdienstes, ein Bild ihres eigenen Abendmahlsgeschirrs. Beeindruckt zeigt sich Carola Förster vom gebündelten Sachverstand in der Synode. „Dass so viele Menschen bereit sind, ihre unterschiedlichen Gaben für die evangelische Kirche einzusetzen, hat mich gefreut“, erzählt sie. 

Im Umfeld der Wahlen und angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie war viel von den Herausforderungen die Rede, denen sich die rheinische Kirche in den nächsten Jahren stellen muss. „Die Kirche als Institution wird kleiner. Die Menschen brauchen aber mehr und mehr Orte, an denen sie sich wohlfühlen“, erklärt Pfarrerin Sabine Richter. So kommen zum Beispiel Brautpaare mit Anfragen zu Hochzeiten unter freiem Himmel auf sie zu. „Bislang war allein dieser kleinen Bitte gar nicht so leicht nachzukommen, jetzt hat diese Synode den Weg dazu geöffnet.“ Sabine Richter spricht damit ein Papier des Theologischen Ausschusses der Synode mit dem Titel „Lobbyistin der Gottoffenheit“ an. „Es lädt die Kirchengemeinden ein, mutig neue, ungewohnte und kreative Wege zu gehen.“ Es rege an, auszuprobieren und anzubieten, was Halt geben könne, hinzugehen, wo keiner sei, da zu sein, wo Kirche gebraucht werde. „Dafür muss die Institution Kirche viel beweglicher werden“, betont Richter und meint: „Für diesen starken Impuls der Synode bin ich dankbar.“

Bei den Finanzen war die Diskussion nach Darstellung des Finanzexperten Jürgen Deveaux geprägt durch die zu erwartenden Mindereinnahmen an Kirchensteuern infolge der Pandemie. „Der Haushalt geht von einem Minus von circa fünf Prozent gegenüber dem Ist-Aufkommen des Jahres 2019 aus“, stellt er fest. Da die Ausgaben nicht schlagartig verringert werden konnten, wird mit einem Defizit von etwa 7,5 Millionen Euro geplant. Die Kirchenleitung hat zwei Arbeitsgruppen eingesetzt, die zeitnah Vorschläge zur Verringerung der Ausgaben machen sollen. 

Christoph Hüther, stellvertretender Vorsitzender der Pfarrvertretung, zeigt sich mit dem Verlauf der Landessynode zufrieden. „Die Pfarrvertretung freut sich darauf, die bisherige sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Kirchenleitung auch mit dem neuen Präses fortzusetzen“, erklärt er. „Ersten Gesprächen über die zahlreichen Herausforderungen des Pfarrdienstes sieht die Pfarrvertretung mit großem Interesse entgegen.“

16.01.2021 - Marion Unger