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Diese mobile Kirche der Gemeinde Roxheim ist einmalig - Vorstellung am Reformationstag

Der Anhänger der mobilen Kirche erinnert an die Roxheimer Kirche (im Hintergrund) - Foto: Dieter Ackermann

Am Paravent machten sich kurz vor dem Einbau Helmut Braun, Bernhard Jacob und Pfarrer Sebastian Gutzeit (oben, von links) zu schaffen - Foto: Dieter Ackermann

Roxheim. Neben den Gotteshäusern in Roxheim, Hargesheim, Gutenberg und Mandel hat die evangelische Kirchengemeinde Roxheim eine weitere Kirche hinzubekommen: die „mobile Kirche”. Einmalig im Kirchenkreis An Nahe und Glan sowie in der Rheinischen Landeskirche und weit darüber hinaus.

Dieter Ackemann schaute sich im Roxheimer Pfarrhof, in der kleinen Halle von Maler Marcus Völpel sowie bei den Konstrukteuren und Erbauern der „mobilen Kirche“ um. Die Helfer um Pfarrer Sebastian Gutzeit, Bernhard Jacob und Helmut Braun waren guter Dinge, denn das Werk stand kurz vor der Vollendung.

Neue Wege wegen Corona 

„Welch ein Glück, dass uns auch Corona zwingt, neue Wege zu gehen, denn Gottesdienste sind in den Kirchen vielerorts zurzeit nicht möglich”, erklärte der Pfarrer. „Und wenn, dann sehr eingeschränkt. Schließlich lassen die Abstandsregeln nur wenige Menschen zu. Gerade mit Blick auf die bevorstehenden großen kirchlichen Feste stellt das die Kirche vor Probleme.” 

Da ja Not bekanntlich erfinderisch macht, dachte sich der Seelsorger: „Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen können, muss die Kirche eben zu den Menschen kommen. Es soll ja früher so gewesen sein, dass Jesus umherzog und die Menschen aufsuchte. Schließlich haben auch wir an bestimmten Festtagen immer in verschiedenen Orten unsere Gemeinden aufgesucht und dort Gottesdienst gefeiert. Das soll jetzt ein wenig einfacher, möglich sein.” 

Wie, das erläuterten die drei Erbauer der „mobilen Kirche”. Nachdem Pfarrer Gutzeit den Plan zu Papier gebracht hatte, ging es an die Umsetzung. Ein Verkaufsanhänger, drei Meter lang, 1,50 Meter breit und zwei Meter hoch, wurde angeschafft und innen als Kirche gestaltet. „Der Anhänger enthalt alles, was man zum Feiern von Gottesdiensten benötigt”, zeigte Gutzeit erfreut auf: „Sobald die große Klappe in die Höhe geht, wird der Altar ausgeklappt und die Kanzel aufgestellt. Hinter dem Altarparavent ist Platz für die Organistin oder den Organisten und die vollelektronische Orgel, die für echten Kirchenklang sorgt. Und das Beste dabei, es ist jetzt nicht irgendein Anhänger, sondern es ist unsere mobile Kirche, weil Kirche sich bewegen muss”, hob der Seelsorger hervor. Von außen sieht sie wie die Roxheimer Kirche aus, und innen erinnert das Altarbild an die Hargesheimer Kirche, das Altarfenster an die Kirche in Mandel. Der Paravent ist angelehnt an den der Gutenberger Kirche. Nicht nur zur Freude der Erbauer tragt der Anhänger das schöne Kennzeichen KH EG 395. Im Lied 395 des evangelischen Gesangbuches heißt es: „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt sich regen, weil Leben wandern heißt”, erläuterte Gutzeit. 

Sein ausdrücklicher Dank galt Bernhard Jacob und Helmut Braun, die in einer Fülle von ehrenamtlich erbrachten Arbeitsstunden die Holzteile bearbeiteten. Ebenso Marcus Völpel für die Malerarbeiten und Andreas Mandel, der die Elektrik installiert hatte. Jacob sprach von einer „steckerfertigen Kirche”. Schließlich wird nur ein Stromanschluss gebraucht, und schon kann die kleine Kirche genutzt werden. „Ich freue mich sehr darauf, diesen Anhänger nicht nur in diesem Jahr, sondern noch lange darüber hinaus auf vielfältige Weise einzusetzen und so mit der Gemeinde Gottesdienst zu feiern, nämlich dort, wo die Menschen sind und wir hinkommen können”, resümierte Gutzeit. Die Kosten bezifferte er auf rund 10.000 Euro, die aus der Rücklage finanziert werden. 

Eingeweiht und erstmals offiziell vorgestellt wird die „mobile Kirche” am Reformationstag, Samstag, 31. Oktober, um 18 Uhr auf dem Parkplatz der Roxheimer Birkenberghalle. Danach werden an den großen Festtagen die Gottesdienste ins Freie verlegt: Am Ewigkeitssonntag finden Kurzandachten auf den Friedhöfen in Roxheim (9.30 Uhr), Hargesheim (10.30 Uhr) und Gutenberg (11.30 Uhr) statt. 

Musik im Advent 

In der Adventszeit werden dann die Orte aufgesucht, an denen sonst die Weihnachtsmärkte stattfinden. „Hier wollen wir mit einer kleinen Andacht und adventlicher Musik die Menschen in Weihnachtsstimmung bringen.” 

Und an Heiligabend macht die „mobile Kirche“ wieder die Runde. Im Stundentakt von Dorfplatz zu Dorfplatz und in Roxheim auf dem Sportplatz. „Bei weihnachtlicher Beleuchtung und einem kurzen Gottesdienst mit viel Weihnachtsmusik feiern wir die Geburt Jesu”, betonte Gutzeit. Den Abschluss für dieses Jahr bildet die Andacht am Altjahrsabend um 18 Uhr auf dem Birkenberg in Roxheim. 

29.10.2020 - Dieter Ackermann