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Krise als Chance - Gemeindearbeit von Optimismus geprägt

Kreative Ideen für neue Formate prägen derzeit das Leben in der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Sobernheim. So wie die Jugendarbeit finden viele Aktivitäten im Freien statt. Auch Herbst und Winter gibt es bereits Pläne.

Bad Sobernheim. In jeder Krise steckt eine Chance. Diese Erkenntnis prägt derzeit der Arbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Sobernheim. Die Maßnahmen zum Schutz gegen das Covid-19-Virus führen zu mancher Einschränkung. Dafür eröffnen immer neue Ideen Wege, das Gemeindeleben weiter zu entwickeln. 

„Unkonventionell, experimentell, spontan“ – so beschreibt Pfarrerin Ulrike Scholtheis Wenzel die aktuelle Gestaltung des Gottesdienstes. Viel stärker als bisher werden ehrenamtlich Mitarbeitende dabei einbezogen. Vom Empfang am Kirchenportal, wo auf die Einhaltung der Hygienevorschriften geachtet werden muss, bis hin zum Verlassen der Kirche sind mehr Menschen als bisher am Ablauf beteiligt. „Wir müssen jeden Gottesdienst neu erfinden und unsere kreative Energie auf die Mitwirkung der Gemeinde richten“, erklärt die Pfarrerin. Zum Beispiel haben sie und ihr Kollege und Ehemann Christian Wenzel gelernt, kürzer zu predigen und nicht immer folgt der Ablauf der traditionellen Liturgie. „Durch das konzentrierte Teamwork ist der Gottesdienst stärker als früher zum Zentrum unserer Zusammenarbeit geworden“, fügt Wenzel hinzu. 

Als wesentliches Element des Gottesdienstes ist die Kirchenmusik besonders von den Einschränkungen betroffen. „Leider darf die Gemeinde zurzeit im Gottesdienst nicht singen“, bedauert Organistin Andrea Coch. Allzu gefährlich sind die Aerosole, die das Virus mit der Atemluft übertragen können. Viele Gemeindemitglieder machen jetzt die Erfahrung, wie wichtig ihnen der eigene Gesang im Gottesdienst ist und empfinden das Gesangsverbot als schmerzlich. 

Dies berührt speziell die Sängerinnen und Sänger der Bad Sobernheimer Chöre. „Der Shutdown war eine harte Zeit“, erinnert sich Andrea Coch. Nach der anfänglichen Ratlosigkeit, als die Proben der ChorInitiative Sobernheim (CIS) und des Kirchenchors ruhen mussten, fand man recht rasch zu kreativen Lösungen. Die Sängerinnen und Sänger probten digital per Zoom und später leibhaftig im Freien oder in der Kirche. „Der vorgeschriebene Abstand stärkt die Stimmsicherheit“, erläutert Andrea Coch. „Die Chormitglieder haben ein neues Selbstbewusstsein entwickelt.“ 

Der Jugendarbeit kam das stabile Wetter dieses Sommers zugute. „Wir haben fast alles nach draußen verlegt“, berichtet Jugendmitarbeiterin Katrin Helm-de Wyl. Sowie er nach dem Shutdown wieder möglich war, fand der Kirchliche Unterricht im Freien statt. „Da ist sehr viel mehr denkbar als in geschlossenen Räumen und es macht den Jugendlichen auch mehr Spaß“, erklärt sie. So erkundeten die jungen Leute zum Beispiel die Bibel auf einer Rallye durch den Wald, diskutierten die Bewahrung der Schöpfung bei einem Gartentag, begaben sich auf die Suche nach Spuren des früheren christlich-jüdischen Zusammenlebens in der Stadt, ernteten Äpfel, und verarbeiteten sie zu Saft. 

Um die Kindergruppen wieder zum Laufen zu bekommen, machte sich die Jugendmitarbeiterin auf den mühsamen Weg, einzelne Kinder zu besuchen und zum Mitmachen zu ermuntern. Ihr Einsatz machte sich dann auch bezahlt, die Jungs und Mädels folgten der Einladung und hatten viel Spaß bei Outdoor-Spielen. Für die Herbstferien kündigt Katrin Helm-de Wyl eine Aktionswoche zur Erkundung der Innenstadt und der näheren Umgebung als Spiel und Lebensort an.

Die Stimmung in der Kirchengemeinde ist alles andere als depressiv. Das Presbyterium kann bei der Gestaltung der vielfältigen Arbeit auf immer neue zündende Ideen bauen. Die Vorsitzende des Leitungsgremiums, Pfarrerin Scholtheis-Wenzel, meint: „Wir sind in einer Zeit des Aufbruchs. Alles wird durcheinandergewirbelt, vieles neu erfunden und manches Neue wird hoffentlich auch bleiben.“        

07.10.2020 - Marion Unger