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Konfirmationen in Zeiten von Corona - Kirner Konfirmation in besonderer Form, Ende Juni 2020: PLAN B ist mehr als eine Notlösung

Kirn. Wie jedes Jahr will die Evangelische Kirchengemeinde Kirn Ende Juni die Konfirmationen feiern. Unser PLAN A steht schon lange fest und ist eingespielt:

Am letzten Sonntag: 28. Juni 2020 sollen in einem großen Festgottesdienst siebzehn Jugendliche konfirmiert werden. Mit dabei 400 Familienangehörige, Gäste, wie auch Gemeindeglieder.

Und jedes Mal das gleiche „Drama“ für die Familien, die feiern möchten:
- Hektische Suche nach einem Parkplatz in der Nähe der Kirche
- Eine Stunde vorher in der Kirche sein, um einen guten Platz zu bekommen
- Die Sorge, ob auch die angereisten Gäste aus der Ferne schon da sind
- Ist auch an alles gedacht worden?

Und dann das: Die Viruskrise macht einen Strich durch unseren PLAN A.

Was jetzt? 

Sollen wir die Konfirmationen ins 2. Halbjahr verschieben, oder gar schon ins nächste Jahr?

„Nein!“ Wir entwickeln einen PLAN B, unter Berücksichtigung der aktuellsten Version der „Corona-Bekämpfungsordnung des Landes Rheinland-Pfalz“.

Und PLAN B hat die Überschrift: Kirner Konfirmation in besonderer Form

Siebzehn Jugendliche in Zweier-bzw. Dreiergruppen: Jeder Konfirmand, jede Konfirmandin darf 14 Personen mitbringen, sodass wir mit 30 – 35 Leute in der Kirche feiern. Diese Obergrenze der Besucheranzahl entspricht den Vorgaben des aktuellen Gottesdienst-Hygiene-Schutzkonzeptes für die Kirner Kirche.

Von 10 Uhr bis 16.05 Uhr sollen 8 Segnungsandachten gefeiert werden im Abstand von 45 Minuten mit einer kleinen Mittagspause.

Und dann kommen natürlich die ersten Bedenken von allen Seiten: 
- „Ist das denn feierlich genug?“
- „Segnungs-Abfertigung auf die Schnelle, oder was?“
- „Ist das eigentlich theologisch und spirituell korrekt?“
- „´Konfi to go?´ ist doch schräg?“

Und was meinen die betroffenen Familien mit ihren Konfis?

Wir besuchen sie Ende April und stellen ihnen unsere Idee einer Konfirmation in besonderer Form vor, zwischen Tür und Angel an der frischen Luft.

Die Reaktionen der Familien überraschen uns: „Das ist eine gute Idee. Wir machen mit! Das wird unsere Kinder stärken. Sie haben es in den letzten Wochen wirklich nicht leicht gehabt.“

Bis auf eine Familie, die die Konfirmation lieber erst in einem Jahr feiern möchten, machen alle mit.

Also: Der Termin bleibt: 28. Juni 2020: Ev. Kirche Kirn ab 10 Uhr.

Ohne Konflikte werden Uhrzeiten verteilt und „Konfi-Duette“ festgelegt.

Motto der Kirner Konfirmation: „Trotzdem – auf Gott vertrauen!“

Mit von der Partie ein vielfältiges Musik-Team: Gospel, Violine, E-Piano, Orgel alles dabei: Live-Musik vom Feinsten.

Und nicht zu vergessen: Ein Organisationsteam von 4 Personen, das die Einhaltung der Hygiene-Spielregeln sicher stellt.

Was soll in den Konfirmations-Andachten geschehen?

- Psalm 23 mit dem Angebot, dass alle mitsprechen dürfen, die ihn auswendig kennen.

- Persönliche Ansprache der beiden Konfis:

„Nico: Gott meint es gut mit dir“

„Marie: Gott ist an deiner Seite“

- Gemeinsames Glaubensbekenntnis

- Segenshandlung: Zwei Personen aus der Hausgemeinschaft, also Eltern oder ältere Geschwister kommen mit dem Jugendlichen nach vorne, rahmen ihn, berühren stärkend die Schulter, und der Pfarrer spricht den Segen.

- Gemeinsames Vaterunser

- Segen für alle

Und nach 25 Minuten ist das Wesentliche passiert:

Marie denkt: „Wouh, endlich hat der Pfarrer es mal auf den Punkt gebracht und nicht so lange geredet.“

Nico denkt: „Geil, wir mussten gar nicht singen. Die Musik und Gesangsbeiträge waren echt cool.“

Alle staunen: Es war berührend und sogar feierlich.

Eltern und Gäste sind voll des Lobes: „Vielen Dank für alles. Das hat uns richtig gestärkt in diesen merkwürdigen Zeiten. Das war das richtige Zeichen zur rechten Zeit.“

Aber auch das: Ich bin vor der letzten Andacht, so gegen 15.45 Uhr echt platt. Die Konzentration ist weg. Acht Kurz-Andachten an einem Tag hintereinander – das muss wirklich nicht noch mal sein.

Aber gut: Es war ein Experiment und ich bin ein Lernender…

Und schließlich – einen Tag später: Erste Präsenz-Presbyteriumssitzung im größten Raum des Ev. Gemeindezentrum seit der Corona-Krise:

Die Mitglieder beraten lebhaft und kontrovers, was wir von diesem gottesdienstlichen Experiment eigentlich alles fürs nächstes Jahr übernehmen könnten. 

Da war so viel Gutes dabei:

- 25 Minuten statt 100 Minuten: Das Format kommt bei den Jugendlichen und den Gästen gut an.

- Die Familien haben sich persönlich angesprochen und gestärkt gefühlt.

- „Es war stressfrei, sodass ich mich aufs Wesentliche konzentrieren konnte“, meinte ein Vater nach der Andacht.

Ich staune: Was soll ich sagen? Ein Lob auf PLAN B?

Ich bin so gespannt darauf, wie wir nächstes Jahr hier in Kirn Konfirmation feiern.

Mehr Infos zur Kirner Konfirmation in besonderer Form: www.kgm-kirn.de

 

30.08.20 - Volker Dressel, Pfarrer in Kirn an der Nahe

 

Pfarrer Volker Dressel

Sulzbacher Straße 59a

55606 Kirn

pfr.dressel@kgm-kirn.de