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Sind wir noch zu retten? - Was Kirchengemeinden gegen den Klimawandel tun können

Dr. Konstanze Ameskamp

Dr. Konstanze Ameskamp beim Vortrag

Pfarrer Hans-Jürgen Gärtner

Der Grüne Hahn Bad Sobernheim

Bad Sobernheim. Auf Initiative der Evangelischen Kirchengemeinden Bad Kreuznach und Bad Sobernheim hatte der Kirchenkreis zu einer Veranstaltung rund um den Klimaschutz eingeladen. Im Gemeindehaus in Bad Sobernheim ging es dabei um Impulse in den Gemeinden. Die Referenten des Abends waren Frau Dr. Konstanze Ameskamp (Klimaschutzmanagerin
der rheinischen Kirche) und Herr Hans-Jürgen Gärtner (Pfarrer des Gemeindedienstes für Ökumene und Mission, Bereich ökofaire Beschaffung). Sie stellten Handlungsmöglichkeiten für die Gemeinden vor, zeigten Maßnahmenbeispiele auf und erläuterten die Unterstützungsmöglichkeiten durch die Landeskirche.

Pfarrerin Ulrike Scholtheis-Wenzel begrüßte im Namen des Kirchenkreises die Teilnehmenden und sagte: „Wir sind froh, dass es im Kirchenkreis Gemeinden gibt, die sich des Themas Klimaschutz annehmen.“ Frau Dr. Konstanze Ameskamp begann ihre Ausführungen mit der Frage, was Bewahrung der Schöpfung für jeden einzelnen persönlich bedeutet, denn es geht um die eigene Heimat, um das direkte Umfeld.

Ziel der kirchlichen Aktivitäten soll die Reduktion der Treibhausgase sein. Diesen Auftrag hatte die Landessynode schon vor einigen Jahren formuliert. Bis zum Jahr 2025 sollen die Emissionen, die die Kirchengemeinden verursachen, um 50 Prozent zurückgehen. Für den größten Teil davon (85%)  sind die Gebäude verantwortlich, aber auch Mobilität und Beschaffung spielen eine Rolle.

Frau Dr. Ameskamp stellte das „Grüne Datenkonto“ vor, eine Software, mit deren Hilfe schnell und einfach Kennzahlen erstellt werden, die einen Überblick über den Energieverbrauch einer Kirchengemeinde liefern. So kann überlegt werden, wo und wie in der Zukunft Energie eingespart werden kann. Die Anschaffung einer neuen Heizungsanlage ist eine Sparmöglichkeit, aber auch die kleinen Schritte sind wichtig. Bewegungsmelder zur Lichtsteuerung und der Einsatz von LED-Leuchtmitteln in den Gemeindehäusern wurden als Beispiele genannt. Die Beschaffung spielt zwar in diesem Zusammenhang zuerst nur eine kleine Rolle, hat aber starke Auswirkungen auf den Energiebedarf in der Zukunft. 

Frau Dr. Ameskamp stellte dann besonders eindrücklich die Signalwirkung des Handelns der Kirchengemeinden für Staat und Gesellschaft heraus. Kirchen sollten mit gutem Beispiel vorangehen. In einer anschließenden Fragerunde wurden die Themen des Wechsels von Stromanbietern (Ökö-Strom) und der Zeitaufwand der Datenerfassung diskutiert. Dass „Autofasten“ (eine Aktion der Kirchen in der Passionszeit) in der ländlichen Region nicht so einfach ist, wurde ebenfalls erwähnt.

Pfarrer Hans-Jürgen Gärtner stellte ein kirchliches Internetportal vor, das die ökofaire Beschaffung für die Gemeinden erleichtert. Alles, was im kirchlichen Dienst benötigt wird, kann hier nachhaltig bestellt werden. „Wir müssen dabei den weltweiten Aspekt sehen,“ erläuterte er, und „sozialverträglich in einer weltweiten Perspektive handeln.“ Er betonte auch, dass der Verbraucher eine Gestaltungsmacht am Markt hat.

Dann erläuterte er die Bedeutung der „Weltläden“ in der Vergangenheit, deren Impulse mittlerweile im Lebensmittelhandel ihre Wirkung zeigen, denn es gibt immer mehr fair gehandelte Produkte in den Supermärkten. Er stellte Projekte für das faire Jugendhaus, die faire Kindertagesstätte und die neue Initiative „Schafft Gerechtigkeit“ vor. Letztere möchte den Lieferkettenschutz gesetzlich abgesichert wissen.

Pfarrer Gärtner betonte, dass immer das persönliche Verhalten wichtig ist. Ganz besonders bei dem Thema „Auto“ spielt das eine große Rolle. Für ihn sollten die Themen „Bio“, „Regional“ und „Fair“ stets verbunden sein. Dass es schon einen regionalen „SooNahe-Tag“ in den Kindertagesstätten in Bad Sobernheim gibt, beeindruckte ihn in diesem Zusammenhang sehr.

04.03.2020 - Peter Dietz