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Närrisches Jubiläum der Büttenpredigt in Staudernheim - Zum 11. Mal gestaltete Pfarrer Anacker die Kanzel zur Bütt um

„Muss der Pfarrer auf’s Bier verzichten, kann er nicht mehr dichten“ – so reimte Ralf Anacker in der Gestalt des Martin Luther in seiner Büttenpredigt. (Foto: Marion Unger)

Staudernheim. Die fröhliche Leichtigkeit des Glaubens vermittelte die Büttenpredigt, zu der Pfarrer Ralf Anacker in die Evangelische Kirche Staudernheim eingeladen hatte. Zum elften Mal gestaltete er die Kanzel zur Bütt um und trat in der Gestalt des Martin Luther vor eine Gemeinde von Christen aller Konfessionen, die das Gotteshaus bis auf den letzten Platz füllte. Viele Besucher, darunter auch Superintendentin Astrid Peekhaus und Gäste aus dem benachbarten Bad Sobernheim, kamen aus der Region hinzu. 

Evangelium heißt übersetzt „Frohe Botschaft“ und diesen Anspruch stellte Ralf Anacker auch an seine Predigt. Grundlage war die Geschichte vom Fischzug des Petrus aus dem Lukas-Evangelium, vorgetragen von Kirchmeisterin Helga Stumpf. Ausgehend von dem Bibeltext schlug Anacker den Bogen zum heutigen kirchlichen Leben. So habe man das Netz ausgeworfen, um neue Mitglieder für das Presbyterium zu gewinnen, jedoch ohne Erfolg. Dennoch werde man nicht resignieren, denn Jesus habe gezeigt, dass ein Erfolg möglich sei, wenn man ungewohnte Wege gehe. 

Als ermutigendes Beispiel dafür nannte Anacker die Ökumene vor Ort. So freuen sich evangelische und katholische Kirchengemeinde auf ein gemeinsames Fest im Juni, mit dem die Jubiläen der beiden Kirchen gefeiert werden sollen. Die katholische Kirche wird in diesem Jahr 250 Jahre alt, die evangelische 150. „Wohin der Weg uns führt – Christi Liebe bewegt“ lautet das von Anacker häufig zitierte Motto des ökumenischen Festes. Der Stellenwert der Gotteshäuser für die Identität des Dorfes spielte in seiner Predigt eine große Rolle.

Nach Narrenart und in Luther-Manier spiegelte er jedoch auch strittige Themen wider. Selbstkritisch merkte er an, die evangelische Kirche wirke bisweilen „wie ein antiquierter Laden, obwohl wir gute Produkte haben“. Der katholischen Kirche schrieb er ins Stammbuch, sie solle ihre Ämter für Frauen öffnen und den Priestern freistellen zu heiraten. Beides gipfelte in der Ermutigung zu einer noch engeren Zusammenarbeit. Die Schlussfolgerung lautete: „Es ist nicht der Herrgott, der uns trennt, es ist das Bodenpersonal, das sich verrennt.“

Bunte Verkleidungen dominierten das Bild der Gemeinschaft. Mittlerweile ist es in Staudernheim Tradition, dass die engagierten Fastnachter ihr Weg zunächst in die Kirche führt, ehe sie sich - Wind und Regen trotzend - zum Straßenkarneval aufmachen. Die musikalische Mitwirkung der „Schnoogefänger“, das Orgelspiel von Annette Krahne und Tom Roland sowie die bis zum letzten Vers durchgereimte Liturgie machten den Gottesdienst zusammen mit der Predigt zur gelungenen Einstimmung auf den Höhepunkt der Fastnacht. Als musikalischer Höhepunkt lud ein neues Lied zur Ökumene im Walzertakt zum Schunkeln ein. Es beschreibt die Eintracht der beiden Gemeinden, die zusammen vierhundert Jahre ihrer Kirchen feiern wollen. 

23.02.2020 - Marion Unger