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Der Weg aus den Schulden kann mitunter lang sein

Stefanie Scheider, Wolfgang Eck, und Norbert Baier (von links nach rechts) berichten von ihrer Arbeit (Foto: P. Dietz)

Bad Kreuznach. Seit über 30 Jahren gibt es die gemeinnützige Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis An Nahe und Glan (DW) und sie hat viel zu tun. Alle Privatpersonen, die sich auf irgendeine Art verschuldet haben, können hier kostenlose Hilfe und Unterstützung erfahren. „Manchmal genügt ein Gesprächstermin um Lösungswege aus der Schuldenfalle zu finden, manchmal zieht sich die Beratung über Jahre hin,“ erklärt Wolfgang Eck, der seit vielen Jahren in diesem Arbeitsbereich tätig ist. Sein Kollege Norbert Baier betont: „Es geht uns darum, nachhaltig zu arbeiten, also nicht nur die aktuelle Situation zu verbessern, sondern auch zu verhindern, dass nach der Entschuldung gleich wieder neue Schulden gemacht werden.“ Seine Kollegin Stefanie Schneider erklärte, dass viele Menschen zu spät zur den Beratern kommen. „Oft fehlt der Überblick über die finanziellen Verpflichtungen.“ Häufig liegt vor dem Erstkontakt ein konkreter Grund vor, zum Beispiel, dass die Energieversorger den Strom abschalten, weil die Rechnungen nicht bezahlt wurden.

Im vergangenen Jahr wurden von den Beratern 504 Fälle bearbeitet, die ganz unterschiedlich sind. Manchmal wissen die Lebenspartner und die Familie nichts davon, dass finanzielle Probleme bestehen. Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung und plötzliche Krankheiten sind oft die Ursachen der Geldprobleme. Mehr als die Hälfte der Ratsuchenden beziehen Arbeitslosengeld I oder II oder die Grundsicherung. Meist sind die Menschen zwischen 20 und 50 Jahren alt und haben bis zu 20 Gläubiger. 

Bedingt durch die große Nachfrage kann es zu einer Wartezeit von acht bis zwölf Wochen kommen, bis das erste Gespräch stattfinden kann. „Im Notfall geht das natürlich auch schneller, vor allen Dingen dann, wenn ein Pfändungsschutzkonto (P-Konto) beantragt werden muss“, betont Wolfgang Eck. Mit dieser Umwandlung des bisherigen Bankkontos wird gewährleistet, dass den Betroffenen ein monatlicher Grundbetrag zur Verfügung steht. Das sogenannte P-Konto gibt es seit dem Juli 2010. Es soll den verschuldeten Bürgern ermöglichen, einen unpfändbaren Teil (z. Zt. € 1133,80 pro Monat für eine ledige Person) ihrer Einkünfte zu behalten, damit sie am wirtschaftlichen Leben weiterhin teilnehmen können, ohne auf soziale Sicherungssysteme angewiesen zu sein.

In weiteren Gesprächen wird dann nach Möglichkeiten gesucht, wie die Entschuldung erreicht werden kann. Zum Beispiel wird geprüft, ob bereits alle Sozialleistungen in Anspruch genommen wurden. Bei Bedarf nimmt die Beratungsstelle selbst Kontakt zu den Gläubigern auf. Auch der Weg in die Verbraucherinsolvenz wird bei Bedarf von den Beratern begleitet. Ziel ist es in jedem Fall, die Schuldner nachhaltig von ihren Schulden zu befreien und ihr Verhalten auf Dauer zu verändern. Dazu wird nach den Ursachen gesucht und diese nach Möglichkeit beseitigt. 

Da Gründe auch im privaten Bereich liegen können, arbeiten die Berater dann auch mit den anderen Beratungsdiensten des DW zusammen. Wolfgang Eck ergänzte, dass die Schuldnerberatungsstelle auch Bescheinigungen für Pfändungsschutzkonten ausstellen kann. Stefanie Schneider sagte, „dass der Weg der Entschuldung ziemlich lang sein kann.“ Für sie ist es wichtig, den Betroffenen Ängste zu nehmen, damit sie ein beruhigteres Leben führen können, denn „nur wegen der Schulden muss niemand Angst vor dem Gefängnis haben.“

Die drei Berater des DW sind stolz darauf, Teil kirchlich sozialer Arbeit zu sein und Menschen in Not helfen zu können. 

Erreichbar ist die Schuldnerberatungsstelle des DW in der Kurhausstraße 8 in Bad Kreuznach (Telefonnummer: 0671-842510 oder per E-Mail unter der Adresse: dw.nahe-glan.sekretariat@ekir.de).

06.06.2018 - Peter Dietz